Der Trauermantel gehört zu den prächtigsten Schmetterlingen in Deutschland
Jetzt im zeitigen Frühjahr segeln die großen Schmetterlinge durch die warme Aprilluft. Die ausgewachsenen Tiere haben den Winter in Verstecken überdauert und sind daher echte Frühstarter. Seinem Namen macht er zum Glück keine Ehre, denn die Färbung und Zeichnung der Flügel ist einzigartig schön. Der Trauermantel ist aber nicht nur ausgesprochen hübsch, sondern auch sehr selten.
Samtweiche Flügel, schmucke Bordüre
Einen der größten Tagfalter Deutschlands Trauermantel zu nennen, klingt nicht gerade hoffnungsvoll. Auf Englisch ist das schon anders: Die Briten nennen ihn anerkennend Camberwell beauty. Das hört sich doch schon im wahrsten Wortsinn hübscher an. Seine dunklen, schokoladenbraunen, samtweichen Flügel schließen mit einem blassgelben Rand ab. Einen weichen Übergang zwischen dem harten Farbkontrast zeichnet eine auffällige Perlenkette blauer Flecken. Bei jedem Trauermantel sind diese blauen Tupfen in Größe und Farbintensität leicht unterschiedlich, wie bei einem Fingerabdruck. Flattert der bis zu siebeneinhalb Zentimeter große Schmetterling an sonnenbeschienen Waldrändern und Wegen entlang, erscheint er fast schwarz, was ihm wohl seinen Namen eingebracht hat.
Kindheitserinnerungen an sonnige Frühlingstage verblassen
Gaukelnde Schmetterlinge über Wiesen und an Waldrändern gehören für mich zu den schönen Kindheitserinnerungen. Damals waren viele Arten häufig, weil ihre Lebensräume zum großen Teil noch existierten, erinnert sich Dr. Hannes Petrischak, Biologe bei der Heinz Sielmann Stiftung. Heute ist das Bild ein anderes. Flatternde Frühlingsboten sind selten geworden und werden zu einem Aufsehen erregenden Ereignis. Eine bayerische Studie etwa belegt, was für viele nur ein Bauchgefühl ist: Unsere Schmetterlinge verschwinden. Wissenschaftler der Zoologischen Staatssammlung München konnten belegen, dass in den vergangenen 50 Jahren die Bestände verschiedener Arten um bis zu 90, manchmal sogar 99 Prozent zurückgegangen sind. Für andere Bundesländer sieht es nicht besser aus. Die Roten Listen werden immer länger und immer mehr Arten sind sogar vom Aussterben bedroht, führt Hannes Petrischak aus.
Lebensräume verschwinden: Zerbrechliche Welt der Schmetterlinge
Noch in den 1990er-Jahren war der Trauermantel in vielen Regionen Deutschlands verbreitet. An ihm erkennt man gut, was den Schmetterlingen zu schaffen macht. In jedem Lebensstadium, als Raupe, Puppe und ausgewachsener Schmetterling, brauchen die Arten ganz spezielle Bedingungen. Die Raupen des Trauermantels fressen an Weiden, in manchen Regionen auch gern an Birken. Ausgedehnte Flussauen mit diesen Bäumen sind aber selten geworden, auch entlang von Waldwegen fehlen oft lichte Strukturen mit entsprechenden Bäumen und Büschen zur Eiablage. Die Falter saugen auch gern an Fallobst oder Pflanzensaft. Hecken mit Wildobst oder alte Baumbestände mit verletzten Bäumen findet man nur noch gelegentlich. Auch die Winterquartiere für die Falter sind Mangelware. Alte Bäume mit Höhlen und Rissen haben in Wirtschaftswäldern kaum Platz. Der Klimawandel ist eine zusätzliche Gefahr: Der Trauermantel benötigt kalte Winter und tritt daher vorwiegend im östlichen Teil und in den Mittelgebirgen Deutschlands in Erscheinung. In den atlantisch geprägten Nordwesten fliegt er als wanderfreudige Art nur in manchen Jahren ein. Zunehmend milde Winter können für ihn wie schon jetzt für einige andere Schmetterlinge problematisch werden.
Naturnahe Gärten als Rückzugsorte
Als einer der ersten Schmetterlinge ist der Trauermantel ein Botschafter für seine Artgenossen. Gärten oder naturnahes Stadtgrün können für Schmetterlinge wertvolle Trittsteine oder Rückzugsorte sein. Gärtnerinnen und Gärtner haben mit einer naturnahen Gestaltung die Möglichkeit Futterpflanzen für Raupen Platz zu geben. Als Beispiele seien hier Brennnesseln für Tagpfauenaugen oder Dill und Petersilie für den Schwalbenschwanz genannt. Behutsam sanierte Hauswände oder Dachstühle können Winterquartiere sein. Wildblumenwiesen sind wertvolle Nektartankstellen. Hier sind auch Städte, Kommunen und Unternehmen mit großen Firmengeländen in der Pflicht, eine naturnahe Gestaltung umzusetzen. So entstehen Rückzugsräume für die Gaukler der Lüfte, viele andere Tier- und Pflanzenarten.