Veröffentlicht in Kleine Hunde ganz groß

Kleine Hunde ganz groß, Teil 5: Shoppen II

Hallo, liebe Hundekumpels und Hundemenschen! Bisher habt ihr immer nur Geschichten von meiner Schwester Lunka gelesen. Ich weiß, sie hält mich für doof. Nachdem unser Menschenweibchen aber jetzt gerade arbeitet und meine Schwester vollgefressen in ihrem Nestchen schnarcht, habe ich die Chance ergriffen und unser Notebook an mich genommen. Das ist ja gar nicht so schwierig, wie sie immer tut…

Letztes Mal haben wir euch von unseren wöchentlichen Shoppingtrips erzählt. Die sind natürlich überlebenswichtig, weil wir ja sonst nichts zu essen hätten. Abgesehen von Trockenfutter, aber wer nennt das schon Essen. Außerdem sind unsere Ausflüge zum Markt immer unser Highlight der Woche, und wer möchte darauf schon verzichten?

Genauso schön, nur leider viel seltener, ist unsere andere Art des Shoppens. Ab und zu fahren wir in eines dieser Tiergeschäfte. Das allertollste ist selbstverständlich das Zookies, wie ihr in einer der nächsten Folgen noch erfahren werdet. Da sind wir regelmäßig. Manchmal fahren wir aber auch in eines, das heißt so ähnlich wie eine Futterschüssel. Davon gibt’s auch mehrere. Ich komm grad nicht drauf. Gut, die haben natürlich nicht die ganz allerleckersten Kekse, aber zumindest unsere Kauknochen und manches von unserem Trockenfutter. Außerdem sind die Menschen dort so supernett. Als unser Tierheim in der Slowakei letztes Jahr überschwemmt wurde, halfen uns die Leute aus diesem Laden wirklich sehr und auch ansonsten kann man eigentlich immer auf sie zählen. Meistens bekommen wir dort Kekse, die meine Schwester Lunka sofort in sich hineinschlingt. So ist sie halt. Ich schnuppere lieber erstmal, schließlich sind es keine Zookies-Kekse. Aber meistens mag ich die dann auch.

Letzte Woche nahm uns unser Mensch aber in einen völlig neuen Laden mit. Da gibt’s auch Kekse, und die sind dort sehr spendabel damit (Geheimtipp!). „Bobby“ heißt das Geschäft. Alles ist dort ganz grün, und es ist auch nicht ganz so groß wie das andere. Überall riecht es noch ganz neu. Die Idee für unseren Shoppingtrip war, dass wir neue Winterbettchen brauchen, weil unsere Sommerbettchen ja viel zu wenig flauschig für den Winter sind. Und da wir unserem Menschen schon beigebracht hatten, dass wir nur in Bettchen schlafen wollen, in denen wir auch mal probeliegen durften, mussten wir logischerweise mit. Unser Mensch warnte die Verkäuferin schon vor, dass dieser Einkauf wohl etwas anders ablaufen würde, als sie es gewohnt ist. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wovon sie spricht. In der Bettchenabteilung wurde zunächst wie immer nach den Bettchen gesucht, die keinen Reißverschluss haben, weil meine Schwester die immer aufpiddelt. Ganz toll, damit fällt meistens schon ein Großteil aus. Aber nicht so in diesem Geschäft, denn da waren fast alle ohne Reißverschluss. Das war doch schon mal was. Unser Mensch legte erst ein paar mögliche Kandidaten auf den Boden. Mir war sofort klar, was zu tun war: probeliegen. Meine Schwester Lunka ließ sich wie immer vom Duft der ganzen verpackten Kekse ablenken. Die denkt die ganze Zeit nur ans Essen. Und mir wirft sie vor, ich hätte ADS! Was auch immer das bedeuten mag. Also, ich war schon mit einigen der angebotenen Bettchen einverstanden, aber das perfekte war tatsächlich noch nicht dabei. Außerdem musste Lunka ja noch testen, da wir möglichst dieselben Bettchen bekommen sollen. Das schaut dann netter aus, meint unser Mensch.

Gut, Lunka musste ran. Das erste fiel gleicht nach dem Test mit einer Vorderpfote durch. Viel zu wenig flauschig. Das zweite kam immerhin bis zur dritten Pfote, war aber letztlich nicht weich genug. Das dritte war okay, aber irgendwie auch wieder nicht. Ihr könnt sicherlich verstehen, dass ich irgendwann genug von dem ganzen Zirkus hatte, und – weil ich ja ahnte, dass es keines der bisher ausprobierten Bettchen werden würde – ich begab mich selber auf die Suche. Plötzlich entdeckte ich im Regal eines, das mich förmlich anlachte: schokoladenbraun kariert und mit etwas Rand und das Kissen so hoch, dass es superweich sein musste! Kurzum, ich musste probeliegen. Schwuppdiwupp lag ich im Bettchen im Regal und – es war perfekt! Ich schwebte wie auf einer Wolke. Ein Himmelhundebettchen. Besser konnte es nicht werden. Ich schaute unseren Menschen mit diesem „Das will ich haben, das und kein anderes!“-Blick an, und als alle wieder aufgehört hatten zu lachen und halbwegs normal atmeten, fischte unser Mensch tatsächlich mein Traumbettchen mit dem Kommentar „Ich hab’s doch gesagt, dass das bei uns anders abläuft!“ aus dem Regal. Ich verstehe nicht so ganz, was sie meint, aber egal, mein Bettchen war gefunden. Aber der Test durch meine Schwester stand ja noch aus. Ich versuchte alles, um ihr mitzuteilen, dass sie jetzt nur keinen Fehler machen sollte. Sie stieg mit einer Pfote hinein, mit der zweiten und dritten – und dann wieder heraus mit einem „Nein, das ist es nicht.“-Gesicht. Ganz ehrlich, ich hätte ihr die Fledermausohren abbeißen können! Das Bettchen war perfekt, und nachdem bei uns ja alles gleich aussehen soll… Mir doch egal, ich wollte diesen schokoladenbraun karierten Himmelstraum und sonst nichts!

Ich wurde hektisch, aber unser Mensch schien einen Plan zu haben: Sie ging nochmal zum Regal und fischte das gleiche Bettchen in graukariert heraus. Es hatte den Boden kaum berührt, da plumpste meine Schwester auch schon hinein. Die Farbe hatte ihr nicht gefallen! Könnt ihr euch das vorstellen? Die Farbe! Unser Mensch kann offenbar mit zwei verschiedenen Farben leben, und so zogen die beiden perfekten Bettchen mitsamt wunderbar kuscheligen Schmusedecken bei uns ein. Wir sind so glücklich mit unseren neuen Schlafplätzen, dass wir unseren Menschen das erste Mal in unserem Leben ein halbes Brathendl allein essen ließen. Wir konnten einfach nicht aufstehen. Gut, am Schluss bekamen wir natürlich doch was ab, aber wir schlafen jetzt auf alle Fälle im siebten Himmel. Und wisst ihr was? Genau da gehe ich jetzt hin.

Ein schläfriges, shoppingsüchtiges Nuff an euch alle!

Lilly und Lunka

Autor:

Lunka und Lilly sind zwei kleine Mischlingshunde aus dem Tierheim Kezmarok am Fuße der Hohen Tatra in der nordöstlichen Slowakei. Sie kamen als einjährige Junghunde im Sommer 2008 nach Deutschland. Ihr Zustand war wie bei vielen Hunden aus dem Ausland nicht gut, obwohl es noch deutlich schlimmere Fälle gibt. Sie waren sehr mager und verängstigt. Gerade deshalb ist es immer wieder erstaunlich, wie sehr sich die beiden gemacht haben. Aus ihrem „ersten Leben“ weiß man nicht viel. Sie kamen wohl als Welpen noch an die Kette und fristeten so ihr erstes Lebensjahr. Als sie dann mit einem Jahr noch nicht furchteinflößend genug waren, wollte man sie wohl beseitigen. Genaues weiß man nicht, aber nachdem Plastiktüten und raschelnde Folien immer noch ein großes Problem sind, kann man sich wohl seinen Reim darauf machen. Allerdings werden Tüten, die möglicherweise Leckerlis enthalten, mittlerweile eher freudig begrüßt. Große Angst haben sie immer noch vor Männern mit Stöcken bzw. Angeln, vor sehr dominant auftretenden Menschen und Hunden sowie vor kleinen Kindern. Umso beachtlicher ist es, wie mutig sie schon geworden sind. Unseren kleinen Ausflug in die Welt der Schule haben sie sehr genossen; ebenso besuchen wir mittlerweile mit großer Begeisterung jeden zweiten Samstag ein Alten- und Pflegeheim für Demenzkranke. Es ist sehr anrührend zu beobachten, wie sehr sie auf die kranken Menschen eingehen. Interessanterweise lassen sie sich von diesen auch alles gefallen. Selbst wenn jemand etwas gröber ist, verzeihen sie das sofort und gehen auch sofort wieder zu demjenigen hin. Bei gesunden Menschen würden sie das nicht tun. Selbstverständlich gilt hier wie auch in allen anderen Bereichen, die wir uns nach und nach erobern: Sobald die beiden zeigen, dass sie sich unwohl fühlen, wird die möglicherweise stressbesetzte Situation unterbrochen. Auf diese Weise trauen sie sich nun immer mehr zu und so werden sie auch zu einem schönen Beispiel, was aus den ominösen „Tierschutzhunden aus dem Ausland“ alles werden kann. Das Tierheim Kezmarok ist in der sehr armen Region, in der es liegt, zumeist die einzige Chance für viele Hunde und Katzen. Selbstverständlich darf man sich dieses Asyl nicht vorstellen wie eines unserer deutschen Tierheime. Es gibt nicht auf dem ganzen Gelände Strom, und um eine Wasserleitung kämpfen wir seit Jahren. Seit letztem Sommer existiert immerhin ein Auslauf, denn bis dahin fristeten die Hunde den Großteil ihres Lebens im Zwinger. Es gibt keine nennenswerten Innenanlagen, d. h. wenn es im Winter bitterkalt wird (letzten Winter wochenlang um die -20 Grad!), wird das Überleben vor allem für kleinere und kurzhaarige Hunde schwierig. Die Katzen bewegen sich frei im Umland und kommen zum Füttern. Trotz dieser Zustände ist das Tierheim Kezmarok eine Lebensaufgabe für Idealisten, denn im Gegensatz zu den bekannten staatlichen Tierheimen wird dort immerhin kein Tier getötet, und die dortigen Mitarbeiter kümmern sich mit größtmöglicher Liebe und Zuwendung um die Tiere. Im Sommer 2011 wurde das Tierheim vom nahe gelegenen Gebirgsbach überschwemmt und zum großen Teil zerstört. Nur durch die beeindruckende Hilfe der dortigen Bevölkerung und den spontanen Einsatz deutscher Tierschutzvereine und durch viele Spenden aus Deutschland konnte es wieder aufgebaut werden. Die Tierhilfe Hohe Tatra Kezmarok e.V. ist ein sehr junger Verein, der sich der Unterstützung des Tierheims in Kezmarok verschrieben hat. Neben der Vermittlung von Hunden und Katzen ist ein Hauptziel, das Tierheim durch Spenden und tatkräftige Hilfe zu unterstützen. So wurde der Verein zu einer wichtigen Stütze für Tier und Mensch.

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