Veröffentlicht in Kleine Hunde ganz groß

Kleine Hunde ganz groß, Teil 3: Oskar

Hallo, liebe Hundekumpels und Hundemenschen! Bisher habe ich euch ja immer nur von meiner Schwester Lilly und unserem Menschenweibchen erzählt. Seit einiger Zeit haben wir aber auch so etwas wie einen Bruder: Oskar.

Oskar ist ein Nachbarshund, der auch an der Kette war, so wie wir. Der Unterschied ist, wir sind klein und bei uns war es ein Jahr, und Oskar ist riesengroß und bei ihm waren es viele Jahre.

Oskar zog bei uns in die Nachbarschaft ein, weil er sich am Auge verletzt hatte und sich da, wo er herkam, keiner dafür interessiert hatte. Dann holte ihn die nette Tante Inge, er musste ein paarmal zum Tierarzt, aber jetzt geht es ihm blendend. Also, dass wir uns nicht falsch verstehen: Für mich sind große Hunde noch viel gefährlicher als kleine Kinder! Aber bei Oskar kann man mal eine Ausnahme machen. Natürlich machen wir ihm von Anfang an immer wieder eine Ansage, sodass er dann ganz verdutzt zu seinem Menschenweibchen läuft. Unser eigener Mensch schimpft uns dann zwar immer, aber sicher ist sicher.

Obwohl wir ihn manchmal so ankeifen, sind wir aber doch ganz froh, wenn Oskar mit uns Gassi geht. Denn auf unserer Gassistrecke gibt es durchaus ein paar Hunde, die uns nicht ganz koscher sind. Zum Beispiel waren da mal welche, die nicht viel größer waren als wir, aber ihr Menschenweibchen passte nicht gut auf, und bevor wir überhaupt wussten, was los war, hetzten die meine Schwester Lilly einfach quer über die Wiese. Die quiekte so, dass ich gleich ins Gebüsch krabbeln musste vor Schreck. Unser Mensch konnte ausnahmsweise auch nicht viel machen. An der Stelle wollte meine Schwester dann überhaupt nicht mehr vorbeigehen. Nur mit den Nachbarsdackeln, die weder Tod noch Teufel fürchten.

Aber dann war die Tante Inge im Urlaub, ohne Oskar und ohne ihr Menschenmännchen. Und da das Menschenmännchen nicht mit Oskar Gassi gehen mag (Ich glaube, es ist schon etwas älter.), kam Oskar eben mit uns mit. Anfangs fanden wir das nicht so lustig, aber dann gab’s immer wieder für alle Kekse vom Zookies, und dann ging’s schon. Plötzlich passierte es aber: In der Ferne sahen wir die drei Hunde, die uns auf der Wiese den ganz schlimmen Schreck eingejagt hatten. Lilly wurde es schon ganz anders, und ich muss gestehen, mein Herz rutschte mir auch eher so in Richtung Schwänzchen. Aber wir hatten ja Oskar dabei! Der merkte natürlich gar nichts, denn – unter uns – Oskar würde nie irgendjemandem etwas tun. Das wussten die drei ja nicht, und so postierten wir uns etwas abseits vom Weg. Oskar vorne und wir zwei dahinter. Unser Mensch musste lachen und warf uns vor, wir würden den armen, unschuldigen Oskar für unsere Zwecke missbrauchen. Die hat leicht lachen… Da kamen sie dann angetrottet, unsere Erzfeinde. Oskar musste nur schauen, und die trauten sich nicht an uns heran. Wir freuten uns so sehr, dass wir fast hinterherkeiften, aber davon riet uns unser Mensch dann doch eher ab.

Seitdem sind wir gar nicht mal so unglücklich, wenn wir den großen, dicken Oskar mitnehmen. Er nimmt es uns ja auch nicht übel, wenn wir ihn ankeifen. Dafür haben wir jetzt einen großen Bruder.

Ein sehr dankbares Nuff an euch alle!

Lunka und Lilly

Autor:

Lunka und Lilly sind zwei kleine Mischlingshunde aus dem Tierheim Kezmarok am Fuße der Hohen Tatra in der nordöstlichen Slowakei. Sie kamen als einjährige Junghunde im Sommer 2008 nach Deutschland. Ihr Zustand war wie bei vielen Hunden aus dem Ausland nicht gut, obwohl es noch deutlich schlimmere Fälle gibt. Sie waren sehr mager und verängstigt. Gerade deshalb ist es immer wieder erstaunlich, wie sehr sich die beiden gemacht haben. Aus ihrem „ersten Leben“ weiß man nicht viel. Sie kamen wohl als Welpen noch an die Kette und fristeten so ihr erstes Lebensjahr. Als sie dann mit einem Jahr noch nicht furchteinflößend genug waren, wollte man sie wohl beseitigen. Genaues weiß man nicht, aber nachdem Plastiktüten und raschelnde Folien immer noch ein großes Problem sind, kann man sich wohl seinen Reim darauf machen. Allerdings werden Tüten, die möglicherweise Leckerlis enthalten, mittlerweile eher freudig begrüßt. Große Angst haben sie immer noch vor Männern mit Stöcken bzw. Angeln, vor sehr dominant auftretenden Menschen und Hunden sowie vor kleinen Kindern. Umso beachtlicher ist es, wie mutig sie schon geworden sind. Unseren kleinen Ausflug in die Welt der Schule haben sie sehr genossen; ebenso besuchen wir mittlerweile mit großer Begeisterung jeden zweiten Samstag ein Alten- und Pflegeheim für Demenzkranke. Es ist sehr anrührend zu beobachten, wie sehr sie auf die kranken Menschen eingehen. Interessanterweise lassen sie sich von diesen auch alles gefallen. Selbst wenn jemand etwas gröber ist, verzeihen sie das sofort und gehen auch sofort wieder zu demjenigen hin. Bei gesunden Menschen würden sie das nicht tun. Selbstverständlich gilt hier wie auch in allen anderen Bereichen, die wir uns nach und nach erobern: Sobald die beiden zeigen, dass sie sich unwohl fühlen, wird die möglicherweise stressbesetzte Situation unterbrochen. Auf diese Weise trauen sie sich nun immer mehr zu und so werden sie auch zu einem schönen Beispiel, was aus den ominösen „Tierschutzhunden aus dem Ausland“ alles werden kann. Das Tierheim Kezmarok ist in der sehr armen Region, in der es liegt, zumeist die einzige Chance für viele Hunde und Katzen. Selbstverständlich darf man sich dieses Asyl nicht vorstellen wie eines unserer deutschen Tierheime. Es gibt nicht auf dem ganzen Gelände Strom, und um eine Wasserleitung kämpfen wir seit Jahren. Seit letztem Sommer existiert immerhin ein Auslauf, denn bis dahin fristeten die Hunde den Großteil ihres Lebens im Zwinger. Es gibt keine nennenswerten Innenanlagen, d. h. wenn es im Winter bitterkalt wird (letzten Winter wochenlang um die -20 Grad!), wird das Überleben vor allem für kleinere und kurzhaarige Hunde schwierig. Die Katzen bewegen sich frei im Umland und kommen zum Füttern. Trotz dieser Zustände ist das Tierheim Kezmarok eine Lebensaufgabe für Idealisten, denn im Gegensatz zu den bekannten staatlichen Tierheimen wird dort immerhin kein Tier getötet, und die dortigen Mitarbeiter kümmern sich mit größtmöglicher Liebe und Zuwendung um die Tiere. Im Sommer 2011 wurde das Tierheim vom nahe gelegenen Gebirgsbach überschwemmt und zum großen Teil zerstört. Nur durch die beeindruckende Hilfe der dortigen Bevölkerung und den spontanen Einsatz deutscher Tierschutzvereine und durch viele Spenden aus Deutschland konnte es wieder aufgebaut werden. Die Tierhilfe Hohe Tatra Kezmarok e.V. ist ein sehr junger Verein, der sich der Unterstützung des Tierheims in Kezmarok verschrieben hat. Neben der Vermittlung von Hunden und Katzen ist ein Hauptziel, das Tierheim durch Spenden und tatkräftige Hilfe zu unterstützen. So wurde der Verein zu einer wichtigen Stütze für Tier und Mensch.

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