Veröffentlicht in Kleine Hunde ganz groß

Kleine Hunde ganz groß, Teil 25: Autofahren

Lilly und Lunka beim AutofahrenHallo, liebe Hundekumpels und Hundemenschen! Heute schreibe ich unter dem Einsatz von Leib und Leben! Na gut, nicht ganz, aber wenn meine Schwester aufwacht und liest, dass ich übers Autofahren schreibe, bekomme ich garantiert Ärger. Denn das ist ein sehr, sehr heikles Thema.

Wie ihr vielleicht wisst, hatten wir es in unserem ersten Leben nicht so gut. Wir waren auf einem Bauernhof in einem ganz anderen Land und es waren nicht alle nett zu uns. Vieles kannten wir aber auch einfach nicht, wie dass man nicht in die Wohnung pinkeln darf oder was eine Leine ist oder eben wie man Auto fährt. Also, so als Hund. Dann ging plötzlich alles ganz schnell: Wir kamen ins Tierheim zu ganz vielen anderen Hunden, und eines Tages wurden wir in so eine Transportkiste gepackt und mussten ganz lang darin bleiben. Es war laut und heiß, und als wir wieder rausdurften, waren wir ganz woanders und dann stand da auch schon unser neuer Mensch. Das alles war sehr verwirrend, und wenn wir eines nicht mehr wollten, war das Autofahren.

 

Dummerweise mussten wir sehr bald feststellen, dass ausgerechnet das Autofahren ein großer Teil unseres neuen Lebens wurde, weil wir zu Fuß zu manchen schönen Orten nicht gehen können. Die sind einfach zu wie weg. Wir haben ein recht kleines Auto, und unser Mensch wollte glücklicherweise gar nicht erst, dass wir wieder in so eine Box gehen. Einmal haben wir das in einem anderen Auto ausprobiert. Da war nur ein Käfig mit Metallstäben, also fühlte es sich nicht so eingesperrt an, aber wir fanden das wirklich nicht lustig. In unserem Auto haben wir die ganze Rückbank für uns und sind dabei angeschnallt. Das ist eigentlich recht praktisch, denn wir haben genug Platz und es kann trotzdem nichts passieren, wenn unser Mensch plötzlich bremsen muss, was schon ein paar Mal vorgekommen ist.

 

Ich persönlich habe ein eher gespaltenes Verhältnis zum Autofahren. Ich steige sehr gerne ein und freue mich immer schon darauf, wo wir hinfahren. Aber meine Schwester Lilly (Pssst!) hat wirklich große Angst und schlottert manchmal so sehr, dass ich auch gleich mitschlottere, ohne zu wissen, warum. Unser Mensch hat schon einiges probiert, aber letztlich ist meine Schwester nicht davon zu überzeugen, dass Autofahren nicht schlimm ist. Also üben wir ganz viel, und dann wird es wieder etwas besser. Wir fahren zum Supermarkt und unser Mensch bringt uns etwas Leckeres mit. In die Schule fahren wir sowieso recht gern, und weil wir die Strecke schon recht gut kennen, findet das auch meine Schwester ganz okay. Blöd ist es nur, wenn einer von diesen riesigen, lauten LKWs vorbeifährt, dann erschrecke sogar ich. So ganz unter uns: Abgesehen von meiner Schlotterschwester finde ich es ganz schön, wenn wir schnell fahren, denn dann schlafe ich immer so gut. Aber das bleibt bitte unser Geheimnis!

 

So ganz nehme ich meiner Schwester die Angstgeschichte sowieso nicht ab, denn sobald das Auto wieder aus ist, springt sie auf und ist das blühende Leben. Ich weiß ja nicht. Vielleicht will sie ja nur, dass unser Mensch immer Mitleid hat und uns vom Einkaufen Wiener Würstchen mitbringt. Na gut, so gesehen… Aber vielleicht hat sie ja wirklich etwas Bammel. Wenn wir endlich irgendwo parken und wir zu Übungszwecken im Auto warten müssen, passen wir seit Neuestem immer ganz arg auf unser Bett auf Rädern auf. Immer, wenn ein fremder Mensch vorbeigeht, bellen wir wie die Dobermädchen, damit der ja nicht auf dumme Gedanken kommt. Und wenn ein fremder Hund am Horizont erscheint, könnt ihr euch vorstellen, was da los ist. Dann üben wir, wie ein Rottweiler zu klingen. Da ist meine Schwester echt gut drin. Sogar unser eigener Mensch ist manchmal verblüfft. Aber apropos Mensch: Ihr könnt euch schon denken, was unser Mensch von unserer wirklich engagierten Verteidigung unseres Eigentums hält… Echt jetzt, ich verstehe das nicht. Also lauert sie mittlerweile in der Nähe, und immer wenn wir „uns aufführen“ (also wirklich), macht sie dieses „Nein!“-Geräusch. Sie denkt dabei natürlich, wir wüssten nicht, wo sie ist, aber ehrlich, für wie dämlich hält sie uns denn? Weil wir eben nicht so dämlich sind, haben wir sofort gecheckt, dass wir nicht mehr bellen sollen, und seitdem fliegen immer Kekse durchs Fenster. Na, was meint ihr? Ein Geniestreich im Kapitel der Menschenerziehung, finden wir! Gut, und irgendwann kringeln wir uns dann ein und schlafen ein bisschen, wenn keine Kekse mehr fliegen. Das müsst ihr euch mal vorstellen: Da steht unser Mensch irgendwo auf dem Parkplatz in der Nähe von unserem Auto und macht merkwürdige Geräusche, wenn wir bellen, und schmeißt mit Keksen, wenn wir still sind. Wie die anderen Menschen da schauen, müssen wir euch ja nicht beschreiben… Echt peinlich. Aber unser Mensch sagt immer: „Wenn man sich zum Deppen macht, dann mit Überzeugung.“ Ich bin der Meinung, dem ist nichts hinzuzufügen.

 

In diesem Sinne, ein Autofahrgähnnuff an euch alle!

 

Lunka und Lilly

 

P. S.: Richtigstellung: Die kleine Lunka hat durchaus auch schon einmal etwas Angst beim Autofahren, und bisweilen schlottern die beiden im Chor, aber im Großen und Ganzen wird es allmählich. Der Mensch von Lunka und Lilly.

 

 

Autor:

Lunka und Lilly sind zwei kleine Mischlingshunde aus dem Tierheim Kezmarok am Fuße der Hohen Tatra in der nordöstlichen Slowakei. Sie kamen als einjährige Junghunde im Sommer 2008 nach Deutschland. Ihr Zustand war wie bei vielen Hunden aus dem Ausland nicht gut, obwohl es noch deutlich schlimmere Fälle gibt. Sie waren sehr mager und verängstigt. Gerade deshalb ist es immer wieder erstaunlich, wie sehr sich die beiden gemacht haben. Aus ihrem „ersten Leben“ weiß man nicht viel. Sie kamen wohl als Welpen noch an die Kette und fristeten so ihr erstes Lebensjahr. Als sie dann mit einem Jahr noch nicht furchteinflößend genug waren, wollte man sie wohl beseitigen. Genaues weiß man nicht, aber nachdem Plastiktüten und raschelnde Folien immer noch ein großes Problem sind, kann man sich wohl seinen Reim darauf machen. Allerdings werden Tüten, die möglicherweise Leckerlis enthalten, mittlerweile eher freudig begrüßt. Große Angst haben sie immer noch vor Männern mit Stöcken bzw. Angeln, vor sehr dominant auftretenden Menschen und Hunden sowie vor kleinen Kindern. Umso beachtlicher ist es, wie mutig sie schon geworden sind. Unseren kleinen Ausflug in die Welt der Schule haben sie sehr genossen; ebenso besuchen wir mittlerweile mit großer Begeisterung jeden zweiten Samstag ein Alten- und Pflegeheim für Demenzkranke. Es ist sehr anrührend zu beobachten, wie sehr sie auf die kranken Menschen eingehen. Interessanterweise lassen sie sich von diesen auch alles gefallen. Selbst wenn jemand etwas gröber ist, verzeihen sie das sofort und gehen auch sofort wieder zu demjenigen hin. Bei gesunden Menschen würden sie das nicht tun. Selbstverständlich gilt hier wie auch in allen anderen Bereichen, die wir uns nach und nach erobern: Sobald die beiden zeigen, dass sie sich unwohl fühlen, wird die möglicherweise stressbesetzte Situation unterbrochen. Auf diese Weise trauen sie sich nun immer mehr zu und so werden sie auch zu einem schönen Beispiel, was aus den ominösen „Tierschutzhunden aus dem Ausland“ alles werden kann. Das Tierheim Kezmarok ist in der sehr armen Region, in der es liegt, zumeist die einzige Chance für viele Hunde und Katzen. Selbstverständlich darf man sich dieses Asyl nicht vorstellen wie eines unserer deutschen Tierheime. Es gibt nicht auf dem ganzen Gelände Strom, und um eine Wasserleitung kämpfen wir seit Jahren. Seit letztem Sommer existiert immerhin ein Auslauf, denn bis dahin fristeten die Hunde den Großteil ihres Lebens im Zwinger. Es gibt keine nennenswerten Innenanlagen, d. h. wenn es im Winter bitterkalt wird (letzten Winter wochenlang um die -20 Grad!), wird das Überleben vor allem für kleinere und kurzhaarige Hunde schwierig. Die Katzen bewegen sich frei im Umland und kommen zum Füttern. Trotz dieser Zustände ist das Tierheim Kezmarok eine Lebensaufgabe für Idealisten, denn im Gegensatz zu den bekannten staatlichen Tierheimen wird dort immerhin kein Tier getötet, und die dortigen Mitarbeiter kümmern sich mit größtmöglicher Liebe und Zuwendung um die Tiere. Im Sommer 2011 wurde das Tierheim vom nahe gelegenen Gebirgsbach überschwemmt und zum großen Teil zerstört. Nur durch die beeindruckende Hilfe der dortigen Bevölkerung und den spontanen Einsatz deutscher Tierschutzvereine und durch viele Spenden aus Deutschland konnte es wieder aufgebaut werden. Die Tierhilfe Hohe Tatra Kezmarok e.V. ist ein sehr junger Verein, der sich der Unterstützung des Tierheims in Kezmarok verschrieben hat. Neben der Vermittlung von Hunden und Katzen ist ein Hauptziel, das Tierheim durch Spenden und tatkräftige Hilfe zu unterstützen. So wurde der Verein zu einer wichtigen Stütze für Tier und Mensch.

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