Veröffentlicht in Kleine Hunde ganz groß

Kleine Hunde ganz groß, Teil 23: Ostern

Ostern mit LunkaHallo, liebe Hundekumpels und Hundemenschen! Habt ihr unsere Osterkekse probiert? Unsere sind so lecker geworden, dass sogar unsere neue Freundin Jenny, die beim Gassigehen eigentlich nur Angst hat und sonst nichts, davon naschen will. Mmmh, Käsehasen! Aber sagt eurem Menschen ruhig, dass die auch ganzjährig schmecken, das erhöht die Chancen.

Wir hoffen natürlich, dass Ostern bei euch schön war und dass ihr alle Ostereier gefunden habt. Klar, die mit Schokolade dürfen wir ja wieder nicht essen, aber echte Eier sind doch auch etwas. Und damit wären wir wieder bei der Frage, die mich letztes Mal schon verwirrt hat: Was hat es eigentlich mit diesem Ostern auf sich? Ich meine, nichts gegen ein Ei oder zwei, und dann gab es dieses Jahr auch noch von den Dackelmenschen einen äußerst leckeren geräucherten Fisch, den wir geteilt haben, und unsere Osterkekse sind ja bekanntermaßen unschlagbar. Also, Ostern ist schon ein tolles Fest, aber ich verstehe es immer noch nicht so ganz.

Da fliegen als erstes unsere schönen Kirchenglocken nach Rom, weil alle so traurig sind, und dann ist es ganz still. Vielleicht sitzen die Glocken ja dann alle in Rom auf dieser großen Kirche zusammen und trösten sich. Ich liege für gewöhnlich auf dem Fensterbrett und versuche die Glocken beim Fliegen zu sehen, doch leider schlafe ich immer dabei ein. Schön blöd. Aber nächstes Jahr bleibe ich wach, ganz bestimmt. Die Menschen sind so traurig, weil sie an einen anderen Menschen denken, der vor ganz langer Zeit umgebracht wurde. So hat uns unser Mensch das erklärt. Das finde ich schön, denn unser Mensch denkt auch manchmal an andere, die schon gestorben sind, aus der Familie oder aus unserem Altenheim. Einmal hat sie uns auch ein Bild von ihrem ersten Hund gezeigt, der anscheinend viel zu früh über die Regenbogenbrücke gegangen ist. Das war schon schlimm.

Aber mit diesem einen besonderen Menschen scheint das ganz anders zu sein, denn er war gar nicht wirklich tot, sondern nur so ein bisschen. Und dann war er wieder da, und alle haben sich gefreut. Und der Weg zurück zu seinen Freunden hat so lange gedauert, wie es braucht, bis heute unsere Glocken wieder zurückfliegen. Oder so. Ich finde es immer noch verwirrend, aber ich freue mich mal ganz arg mit, und dann verstecken die Menschen Osternester mit Schokolade und Hundekeksen und Kauknochen und Eiern. Und ein Osterhase spielt dabei auch eine Rolle, aber wie das zusammenhängt, ist mir dann echt zu hoch. Ich kucke immer so um Ostern bei unseren Karnickeln nach, ob da Ostereier liegen, aber die machen immer nur Kaninchenbömmel. Keine Eier. Aber das macht nichts, denn wir haben selbst genug, und so wild, wie unsere Kaninchen gerade sind, machen die sowieso nur die ganzen schönen bunten Eier kaputt. Meine Schwester Lilly juckt das alles natürlich gar nicht. Ihr sind die ganzen kulturellen Zusammenhänge wie immer vollkommen egal. Die riecht irgendwo ein Osterei, legt ihre Ohren an, wedelt ganz arg und hofft. Meistens funktioniert das auch, also mache ich natürlich immer mit, aber so ein wenig Interesse für die Menschenkultur könnte sie schon zeigen, finde ich.

Bei unserer Menschenfamilie gibt es viele lustige Ostertraditionen. Es versammeln sich Ostern mit Lillyimmer alle bei den Omas, und da wird es dann sehr laut, weil es so viele Menschen auf einmal sind, und die reden auch immer so viel. Praktischerweise gibt es immer ein oder zwei Menschenkinder, denen es langweilig wird. Die muss man im Blick behalten, denn irgendwann nähern die sich dem Osternest der Oma und klauen ein Ei für uns. Dann muss es schnell gehen: davonflitzen, dem Kind unauffällig folgen, sitzen und wedeln und ganz lieb Ei mampfen. Lecker! In einem Jahr konnten wir uns tatsächlich insgesamt fünf Eier erwedeln! Unser Mensch hat das natürlich erst bemerkt, als es zu spät war, und sie hat uns so geschimpft und gedroht, dass wir wohl nie wieder kacken könnten. Da wurde mir schon etwas mulmig, aber erwiesenermaßen war das eine falsche Vermutung.

Eine andere, für uns höchst lohnenswerte Tradition heißt bei unserer Menschenfamilie „Oascheim“. Das ist wieder Bayerisch und heißt in etwa „Eierscheiben“. Entgegen aller Logik werden hier keine Eier aufgeschnitten. Schon die Vorbereitungen für dieses Spiel sind sehr spannend: Die Menschen holen einen Stuhl oder einen Hocker und zwei Besenstiele und machen daraus eine Eierrutsche. Dann braucht jeder ein buntes Ei und ganz viele kleine Geldstücke. Der erste lässt dann sein Ei die Rutsche herunterkullern und legt ein Geldstück darauf. Der nächste muss das Ei mit seinem treffen und bekommt dann das Geld. Und so geht es dahin. Der Anstand verbietet natürlich, dass hund ein Ei einfach klaut, aber allein die ganzen kullernden Eier sind schon sehr spannend. Aber das Beste kommt ja noch: Irgendwann gehen die Eier so nach und nach kaputt, und wenn da dann schon ein wenig Gras dranklebt, wollen die erwachsenen Menschen meistens nicht, dass die Kinder es essen, und dann bekommen wir es. Juhu! Ein tolles Spiel. Unterhaltung im Garten und was zu essen.

Später sind endlich alle Menschen müde, und wir erst. Dann sind wir richtig dankbar, dass wir wieder nach Hause fahren, und wir schlafen im Auto sogar ein. Auch am nächsten Tag sind wir dann meistens noch platt wie Flunderhunde. So ist das bei uns. Letztlich weiß ich immer noch nicht so ganz, wie das mit Ostern jetzt genau ist, aber die fliegenden Glocken verpasse ich nächstes Jahr garantiert nicht.

Ein eiermampfendes Nuff an euch alle!

Lunka und Lilly

Autor:

Lunka und Lilly sind zwei kleine Mischlingshunde aus dem Tierheim Kezmarok am Fuße der Hohen Tatra in der nordöstlichen Slowakei. Sie kamen als einjährige Junghunde im Sommer 2008 nach Deutschland. Ihr Zustand war wie bei vielen Hunden aus dem Ausland nicht gut, obwohl es noch deutlich schlimmere Fälle gibt. Sie waren sehr mager und verängstigt. Gerade deshalb ist es immer wieder erstaunlich, wie sehr sich die beiden gemacht haben. Aus ihrem „ersten Leben“ weiß man nicht viel. Sie kamen wohl als Welpen noch an die Kette und fristeten so ihr erstes Lebensjahr. Als sie dann mit einem Jahr noch nicht furchteinflößend genug waren, wollte man sie wohl beseitigen. Genaues weiß man nicht, aber nachdem Plastiktüten und raschelnde Folien immer noch ein großes Problem sind, kann man sich wohl seinen Reim darauf machen. Allerdings werden Tüten, die möglicherweise Leckerlis enthalten, mittlerweile eher freudig begrüßt. Große Angst haben sie immer noch vor Männern mit Stöcken bzw. Angeln, vor sehr dominant auftretenden Menschen und Hunden sowie vor kleinen Kindern. Umso beachtlicher ist es, wie mutig sie schon geworden sind. Unseren kleinen Ausflug in die Welt der Schule haben sie sehr genossen; ebenso besuchen wir mittlerweile mit großer Begeisterung jeden zweiten Samstag ein Alten- und Pflegeheim für Demenzkranke. Es ist sehr anrührend zu beobachten, wie sehr sie auf die kranken Menschen eingehen. Interessanterweise lassen sie sich von diesen auch alles gefallen. Selbst wenn jemand etwas gröber ist, verzeihen sie das sofort und gehen auch sofort wieder zu demjenigen hin. Bei gesunden Menschen würden sie das nicht tun. Selbstverständlich gilt hier wie auch in allen anderen Bereichen, die wir uns nach und nach erobern: Sobald die beiden zeigen, dass sie sich unwohl fühlen, wird die möglicherweise stressbesetzte Situation unterbrochen. Auf diese Weise trauen sie sich nun immer mehr zu und so werden sie auch zu einem schönen Beispiel, was aus den ominösen „Tierschutzhunden aus dem Ausland“ alles werden kann. Das Tierheim Kezmarok ist in der sehr armen Region, in der es liegt, zumeist die einzige Chance für viele Hunde und Katzen. Selbstverständlich darf man sich dieses Asyl nicht vorstellen wie eines unserer deutschen Tierheime. Es gibt nicht auf dem ganzen Gelände Strom, und um eine Wasserleitung kämpfen wir seit Jahren. Seit letztem Sommer existiert immerhin ein Auslauf, denn bis dahin fristeten die Hunde den Großteil ihres Lebens im Zwinger. Es gibt keine nennenswerten Innenanlagen, d. h. wenn es im Winter bitterkalt wird (letzten Winter wochenlang um die -20 Grad!), wird das Überleben vor allem für kleinere und kurzhaarige Hunde schwierig. Die Katzen bewegen sich frei im Umland und kommen zum Füttern. Trotz dieser Zustände ist das Tierheim Kezmarok eine Lebensaufgabe für Idealisten, denn im Gegensatz zu den bekannten staatlichen Tierheimen wird dort immerhin kein Tier getötet, und die dortigen Mitarbeiter kümmern sich mit größtmöglicher Liebe und Zuwendung um die Tiere. Im Sommer 2011 wurde das Tierheim vom nahe gelegenen Gebirgsbach überschwemmt und zum großen Teil zerstört. Nur durch die beeindruckende Hilfe der dortigen Bevölkerung und den spontanen Einsatz deutscher Tierschutzvereine und durch viele Spenden aus Deutschland konnte es wieder aufgebaut werden. Die Tierhilfe Hohe Tatra Kezmarok e.V. ist ein sehr junger Verein, der sich der Unterstützung des Tierheims in Kezmarok verschrieben hat. Neben der Vermittlung von Hunden und Katzen ist ein Hauptziel, das Tierheim durch Spenden und tatkräftige Hilfe zu unterstützen. So wurde der Verein zu einer wichtigen Stütze für Tier und Mensch.

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