Angst ist ein Grundgefühl, dass sich in Situationen äußert in denen der Hund sich nicht wohlfühlt, der Situation aber nicht entkommen kann. Begrifflich gesehen ist Angst objektunbestimmt, meist diffus, während die Furcht auf ein Objekt bezogen ist. Umgangsprachlich wird aber meist alles als Angst bezeichnet. Deshalb unterscheide ich im Folgenden nicht zwischen Angst und Furcht.
Hunde können in vielen verschiedenen Situationen Ängste haben oder Ängste entwickeln. Wichtig ist, dass der Mensch versucht zu begreifen, warum ein Hund Angst hat. Auch ist es von Bedeutung den Hund gut zu beobachten und die Angstauslöser zu erkennen. So kann dann ganz gezielt ein Anti-Angst-Training gestartet werden.
Sehr viele Hunde haben Angst vor ähnlichen Situationen:
Diese Artikel können ihnen bei der Angsttherapie ihres Hundes helfen. Sie sind jedoch nur als Tipps zu verstehen, da jeder Hund anders ist und anders reagiert. Am Besten lassen sie sich durch eine gute Hundeschule unterstützen.
Wodurch entstehen Ängste?
Ängste können durch ein Heranwachsen in einer reizarmen Umgebung entstehen. Diese Hunde, die in der Prägungs- und Sozialisationsphase in einem Keller oder Zwinger gehalten wurden, können oft nicht einen Reiz generalisieren, also von einer gelernten Situation (z.B. Mann im Rollstuhl) auf eine andere ähnliche Situation schliessen. Sie können dann z.B. den Mann aus der Nachbarschaft in seinem Rollstuhl als nicht angstauslösend abspeichern, sind aber bei jedem anderen Menschen im Rollstuhl ängstlich.
Natürlich spielt auch die Rassezugehörigkeit bei der Angstentwicklung eine große Rolle. Manche Hunderassen sind vom Typ her eher Stressresistent, als andere. Z.B. Bulldoggen sind von ihrem Wesen und ihrem Einsatzgebiet eher ruhigere Genossen, die nicht zu leicht aus der Ruhe zu bringen sind. Andere Rassen wie z.B. die Hütehunde sind darauf gezüchtet worden auf Kleinigkeiten zu achten und entwickeln dadurch schneller Ängste. Dies ist ein möglicher Erklärungsversuch und gilt nicht für jeden Hund, ganz allgemein lässt sich nur eine Tendenz ableiten.
Ängste können aber auch durch das falsche Verhalten des Menschen bestärkt werden. Durch gutes Zureden und streicheln in einer für den Hund bedrohlichen Situation lernt der Hund, das er berechtigter Weise vor der Situation Angst hat. Durch ein einfaches Ignorieren und dem Hund zeigen, dass man die Situation gesehen, aber als nicht relevant einschätzt, lernt der Hund das er nicht ängstlich sein muss. Damit ist aber nicht gemeint, dass der Hund weggestossen wird. Wenn er Schutz sucht und braucht muss sein Mensch präsent für ihn sein, ohne ihn zu “betüddeln”.
Leider können Ängste auch gerneralisiert werden. Also ein kurzer Schreck des Hundes vor z.b. einer laut zugeschlagenen Autotüre kann sich auf andere plötzlich auftretende laute Geräusche ausdehnen.
Was ist ein Trauma?
Ein Trauma kann sich aus einer Angst entwickeln. Es geht hier um Situationen in denen der Hund extremen Stress ausgesetzt ist und in denen er keine Möglichkeit hat diesen Gefühlen der Hilflosigkeit zu entfliehen. Wenn über längere Zeit für den Hund keine Möglichkeit besteht, dieses Erlebniss zu verarbeiten, er evtl. der Situation immer wieder ausgesetzt ist ohne zu lernen mit ihr umzugehen, kann es zur Ausbildung von enormen psychischen Symptomen kommen. Das kann z.B. Herzrasen, Schwitzen, Hecheln, Zittern oder aber auch Übersprungshandlungen sein. Von einem Trauma spricht man, wenn die Symptome länger als ein paar Wochen anhalten.
Falls ihr Hund Ängste vor bestimmten Situationen hat möchte ich ihnen Mut machen, diese Ängste anzugehen. Es ist keine einfache und schnelle Aufgabe, aber sie lohnt sich! Ihr Hund wird es ihnen danken und mehr Lebnesfreude haben!
Denken sie aber in der Zeit des Anti-Angst-Trainings daran, diese angstauslösenden Situationen ausser während des Trainings zu vermeiden, um Rückschläge und Fehlverknüpfungen vorzubeugen. Weisen sie alle Personen, die mit ihrem Hund Kontakt haben/Gassi gehen usw. auf die Ängste hin! Sie machen es damit den betroffenen Personen einfacher mit ihrem Hund richtig umzugehen und ihn vor Gefahrensituationen zu bewahren.
Liebe Frau Wid,
ich habe vor einem Jahr eine 10 Monate alte Schäferhündin aus dem Tierschutz aufgenommen, die von ihrem Erstbesitzer einige Monate in einer Scheune eingesperrt war, weil sie nicht stubenrein war. Danach ist sie in den Tierschutz in den Tierschutz gekommen. Leider hatte man auch dort nur wenig Zeit für sie und sie lernte erst bei uns, stubenrein zu werden. Nun ist sie monatelang stubenrein und plötzlich macht sie wieder nachts in die Wohnung. Meine Vermutung ist, dass sie damit ihre Angst ausdrückt, nochmals alleingelassen zu werden und wir etwas in unserem Alltag taten, was diese Angst auslöste. Psychologisiere ich nun zu viel oder gibt es eine solche traumatische Angst wirklich?
Ihr wäre glücklich, wenn Sie mir antworten könnten.
Liebe Grüße von Katharina Beißner
Liebe Frau Beißner,
ich denke nicht, dass sie zuviel Psychologisieren. Bei Remy stelle ich immer wieder fest, wie sensibel er ist. Unsere Hündin Ronja, die wir von einer guten Züchterin haben, kann mit Veränderungen viel besser umgehen. Ich denke auch, dass diese Ängste niemals ganz verschwinden. Wir können nur mit viel Liebe zum Vergessen der Ängste beitragen…
Schwierig ist natürlich, dass wir gerade bei Tierschutzhunden die Auslöser mühsam heraus finden müssen. Ich wünsche ihnen dafür viel Geduld!
Spannend wäre es, wenn sie herausfinden könnten, was der Auslöser war. Vielleicht erinnern sie sich, wann das Ganze angefangen hat?
Möglicherweise hilft es auch ihre Hündin Abends nochmal richtig ausgiebig zu knuddeln?
Bitte schreiben sie wieder, wie es mit ihrer Hündin weitergeht.
Ich drücke auf jeden Fall die Daumen, dass es bald wieder mit der Stubenreinheit klappt. Verzweifeln sie nicht, es wird bestimmt bald wieder besser. denn gerade sensible Hunde spüren unseren Unmut und das Ganze ist dann ein echter Teufelskreis!
Liebe Grüße,
Nicole Wid