Veröffentlicht in Kleine Hunde ganz groß

Kleine Hunde ganz groß, Teil 36: Tierschutz

Tierhilfe Hohe Tatra KežmarokHallo, liebe Hundekumpels und Hundemenschen! Heute geht es uns um ein ganz wichtiges Thema. Ihr wisst ja, dass wir beide früher mal Waisenhunde waren. Als wir noch ganz klein waren, lebten wir in einem ganz anderen Land, und da war es gar nicht schön. Wir durften nämlich nicht ins Haus, und das war im Winter richtig kalt. Wir hatten keine weichen Hundebettchen, sondern wir lebten an der Kette.

Da, wo wir waren, gab es auch noch andere Tiere, und denen ging es auch nicht so gut. Wir wurden alle geschlagen und genug zu essen bekamen wir auch nicht. Das war wirklich nicht schön. Irgendwann kam dann auch noch ein ganz böser Mensch mit einer Plastiktüte und wollte etwas ganz Schlimmes machen. Wir wissen beide nicht mehr genau, was das war, aber selbst nach fünfeinhalb Jahren haben wir noch einen ziemlichen Respekt vor Plastiktüten. Davon halten wir uns lieber fern. Auch im Tierheim war es nicht so schön. Die meisten Menschen dort waren zwar nett; aber wir mussten uns den Zwinger mit anderen Hunden teilen, und so bekamen wir wieder kaum etwas zu essen, denn die waren alle stärker.

Eines Tages wurden wir plötzlich in eine Box gepackt und nach ganz langer Zeit im Auto durften wir wieder heraus und unser neuer Mensch stand vor uns. Wir waren ganz fertig von der langen Fahrt und wir waren ja auch auf einmal ganz woanders. Da war ein Auto mit einer Rückbank, und es gab keine Box mehr, sondern Sicherheitsgurte. Jetzt wohnen wir in einer Wohnung, aber dorthin muss man über ganz furchtbar viele Stufen klettern. Das konnten wir auch nicht. Überhaupt wussten wir gar nicht, wie das ist mit drinnen und draußen. Anfangs machten wir unser Geschäft noch in der Wohnung, was mir jetzt natürlich furchtbar peinlich ist. Damals wussten wir es nicht besser. Aber wisst ihr, was das Schönste war? Gras. Wir wussten ja nicht, was Gras ist. Also setzte sich unser Mensch stundenlang mit uns in die Wiese. Sogar heute kann ich mir kein schöneres Gefühl vorstellen als auf dem Rücken einen ganzen Fußballplatz zu überqueren und dann so wunderbar nach Gras zu riechen. Das ist ein Hundeleben!

Heute haben wir immer volle Futterschüsseln, ganz viele Kekse und ein weiches Bett. Wir dürfen mit den Kindern und mit den alten Leuten arbeiten, und unser Mensch lässt sich auch immer wieder lustige Sachen einfallen. Gut, die Menschenerziehung ist natürlich nie abgeschlossen, und dass es in unserem Haushalt auf einmal keinen Leberkäse und keine Würstel mehr geben soll, ist auch noch nicht ausdiskutiert. Wir haben unserem Menschen schon die Grundlagen der Hundemassage beigebracht, aber verbessern kann sie sich nochTierhilfe Hohe Tatra Kežmarok immer. Trotzdem vergessen wir nie, woher wir kommen. Und deswegen waren wir letztens auch auf einer Hundemesse, um den armen Waisenhunden zu helfen, die es dort, wo wir herkommen, noch gibt. Auf der Messe waren wir den ganzen Tag damit beschäftigt, den Leuten unseren Verein, die Tierhilfe Hohe Tatra Kežmarok, vorzustellen. Unser Mensch hilft nämlich gemeinsam mit vielen anderen Menschen den Hunden und Katzen, die noch dort sind, aber auch anderen armen Tieren in anderen Ländern und hier bei uns.

Hund glaubt es kaum, aber sogar in Deutschland gibt es ganz viele arme Tiere, zu denen ihre Menschen nicht sehr nett sind oder die nicht genug zu essen haben. Auf der Messe war es wirklich lustig. Dort waren viele, viele andere Hunde mit ihren Menschen und so war es auch etwas stressig. Aber wir hatten eine tolle Bank mit Sitzkissen, die wir mit unseren Menschen vom Verein meistens auch geteilt haben. Ein weiteres Highlight: Neben uns und hinter uns gab es zwei Stände mit ganz furchtbar leckeren Keksen. Und immer, wenn unser Mensch nicht so gut aufpasste, machten wir uns klammheimlich vom Acker bzw. von der Decke und wedelten die Nachbarn ein kleines bisschen an. Und weil wir ja so süß sind, musste uns unser Mensch abends mit vollen Bäuchlein nach Hause kugeln. Das war vielleicht ein toller Tag! Unser Mensch war aber auch recht begeistert, denn es ist schon schön, wie viele Menschen sich für arme Tiere interessieren. Eine Frau, die ganz wenig Geld hat, spendete sogar 5 Euro (Das ist so viel Geld, dass man dafür wirklich viele Hundekekse bekommen würde!) für die Operation eines armen Waisenhundemädchens, dem nächste Woche die Pfote weggemacht wird, weil da Krebs drin ist. Meine Schwester Lunka weiß bestimmt, was das ist. Es muss aber schlimm sein. Viele, viele andere Menschen spendeten auch oder boten an, vielleicht einem der Waisenhunde ein neues Zuhause zu geben. Wir mussten zwar unsere frisch gebackenen Käsekekse mit den Besucherhunden teilen, aber gut, das hält hund auch mal aus. Aber erst, wenn einem selbst schon ganz schlecht ist.

Witzig war auch, dass wir unsere Verwandtschaft zufällig getroffen haben. Die heißt LeaTierhilfe Hohe Tatra Kežmarok und ist ein jüngeres Geschwisterchen von uns. Ein Jahr, nachdem wir in unserem neuen Zuhause angekommen waren, brachte sie unser Mensch für eine Bekannte mit. Witzigerweise sieht sie genauso aus wie ich, nur in jünger! Meine Schwester treibt das in den Wahnsinn. Die würde die kleine Lea am liebsten vernichten. Wirklich, da wird die echt böse! Ich finde nur ein wenig lästig, wie wuselig sie ist, aber ansonsten ist es halt Familie. Lea läuft Agility-Turniere, also muss sie wohl so hyperaktiv sein. Trotzdem sieht man auch an ihr, dass auch aus Tierschutzhunden allerhand werden kann! Und unser Mensch sagt immer, die ist halt anders, aber auch ganz toll. Na gut.

Unser Appell an euch alle ist also: Wenn sich eure Menschen für einen neuen Hundekumpel für euch interessieren oder wenn ihr von einer Familie hört, dass die sich auch einen Hund oder einen anderen Tierkumpel anschaffen wollen, dann nehmt eureTierhilfe Hohe Tatra Kežmarok Menschen einfach mit ins Tierheim oder klickt mal ganz unauffällig die Homepage eines Tierschutzvereins an. Es gibt so viele Waisenhunde, die dringend ein Zuhause suchen, dass die Auswahl schier grenzenlos ist. Uns ist es egal, ob die armen Seelen nun aus einem weit entfernten Land kommen so wie wir, oder ob sie hier arm sind. Unser Mensch sagt auch immer, dass sie diesen ganzen Konkurrenzkampf zwischen den Tierschutzvereinen überhaupt nicht verstehen kann. Sogar auf der netten Hundemesse wurden wir morgens gleich von einem anderen Tierschutzverein begrüßt mit: „Da kommt also die Konkurrenz!“ Das fanden wir doch etwas erschreckend. Jedes Waisentier und jeder Waisenmensch verdient doch schließlich ein schönes Leben!

Ein „Hurra, wir sind keine Waisenhunde mehr!“-Nuff an euch alle!

Lilly und Lunka

 

Autor:

Lunka und Lilly sind zwei kleine Mischlingshunde aus dem Tierheim Kezmarok am Fuße der Hohen Tatra in der nordöstlichen Slowakei. Sie kamen als einjährige Junghunde im Sommer 2008 nach Deutschland. Ihr Zustand war wie bei vielen Hunden aus dem Ausland nicht gut, obwohl es noch deutlich schlimmere Fälle gibt. Sie waren sehr mager und verängstigt. Gerade deshalb ist es immer wieder erstaunlich, wie sehr sich die beiden gemacht haben. Aus ihrem „ersten Leben“ weiß man nicht viel. Sie kamen wohl als Welpen noch an die Kette und fristeten so ihr erstes Lebensjahr. Als sie dann mit einem Jahr noch nicht furchteinflößend genug waren, wollte man sie wohl beseitigen. Genaues weiß man nicht, aber nachdem Plastiktüten und raschelnde Folien immer noch ein großes Problem sind, kann man sich wohl seinen Reim darauf machen. Allerdings werden Tüten, die möglicherweise Leckerlis enthalten, mittlerweile eher freudig begrüßt. Große Angst haben sie immer noch vor Männern mit Stöcken bzw. Angeln, vor sehr dominant auftretenden Menschen und Hunden sowie vor kleinen Kindern. Umso beachtlicher ist es, wie mutig sie schon geworden sind. Unseren kleinen Ausflug in die Welt der Schule haben sie sehr genossen; ebenso besuchen wir mittlerweile mit großer Begeisterung jeden zweiten Samstag ein Alten- und Pflegeheim für Demenzkranke. Es ist sehr anrührend zu beobachten, wie sehr sie auf die kranken Menschen eingehen. Interessanterweise lassen sie sich von diesen auch alles gefallen. Selbst wenn jemand etwas gröber ist, verzeihen sie das sofort und gehen auch sofort wieder zu demjenigen hin. Bei gesunden Menschen würden sie das nicht tun. Selbstverständlich gilt hier wie auch in allen anderen Bereichen, die wir uns nach und nach erobern: Sobald die beiden zeigen, dass sie sich unwohl fühlen, wird die möglicherweise stressbesetzte Situation unterbrochen. Auf diese Weise trauen sie sich nun immer mehr zu und so werden sie auch zu einem schönen Beispiel, was aus den ominösen „Tierschutzhunden aus dem Ausland“ alles werden kann. Das Tierheim Kezmarok ist in der sehr armen Region, in der es liegt, zumeist die einzige Chance für viele Hunde und Katzen. Selbstverständlich darf man sich dieses Asyl nicht vorstellen wie eines unserer deutschen Tierheime. Es gibt nicht auf dem ganzen Gelände Strom, und um eine Wasserleitung kämpfen wir seit Jahren. Seit letztem Sommer existiert immerhin ein Auslauf, denn bis dahin fristeten die Hunde den Großteil ihres Lebens im Zwinger. Es gibt keine nennenswerten Innenanlagen, d. h. wenn es im Winter bitterkalt wird (letzten Winter wochenlang um die -20 Grad!), wird das Überleben vor allem für kleinere und kurzhaarige Hunde schwierig. Die Katzen bewegen sich frei im Umland und kommen zum Füttern. Trotz dieser Zustände ist das Tierheim Kezmarok eine Lebensaufgabe für Idealisten, denn im Gegensatz zu den bekannten staatlichen Tierheimen wird dort immerhin kein Tier getötet, und die dortigen Mitarbeiter kümmern sich mit größtmöglicher Liebe und Zuwendung um die Tiere. Im Sommer 2011 wurde das Tierheim vom nahe gelegenen Gebirgsbach überschwemmt und zum großen Teil zerstört. Nur durch die beeindruckende Hilfe der dortigen Bevölkerung und den spontanen Einsatz deutscher Tierschutzvereine und durch viele Spenden aus Deutschland konnte es wieder aufgebaut werden. Die Tierhilfe Hohe Tatra Kezmarok e.V. ist ein sehr junger Verein, der sich der Unterstützung des Tierheims in Kezmarok verschrieben hat. Neben der Vermittlung von Hunden und Katzen ist ein Hauptziel, das Tierheim durch Spenden und tatkräftige Hilfe zu unterstützen. So wurde der Verein zu einer wichtigen Stütze für Tier und Mensch.

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