Veröffentlicht in Kleine Hunde ganz groß

Kleine Hunde ganz groß, Teil 35: Neues von den Kindern

Lilly und LunkaHallo, liebe Hundekumpels und Hundemenschen! Letztes Mal haben wir euch die traurige Geschichte von unserem Kaninchen Clyde erzählt. Geändert hat sich seitdem aber auch unsere Arbeitssituation, denn wir haben jetzt neue Kinder in der Schule. Die Kleinen vom letzten Jahr sind jetzt schon etwas größer und in der sechsten Klasse. Die dürfen in der Pause noch mit uns spielen, und darüber sind wir doch recht froh, denn wir mögen die wirklich sehr. Besonders auf ein Mädchen namens Melanie freuen wir uns immer sehr, denn die ist auch bei den alten Menschen meistens dabei und macht die ganzen lustigen Tricks mit uns.

Die neuen Kinder sind aber ganz anders als die vom letzten Jahr. Erstens sind es viel mehr auf einmal. Unser Mensch sagt, es sind 27, aber ich bin mir nicht so ganz sicher, wie viel das ist. Vielleicht so viele, wie wir zusammen Pfoten haben? Ich bin ja ein Schlauhund, aber bis 27 bin ich noch nicht gekommen. Meiner Schwester Lilly ist das alles natürlich vollkommen egal. Die will nur Kekse. Zweitens ist es viel anstrengender mit diesen neuen Kindern, weil die viel lauter und wuseliger sind als die letzten. Wir haben zwar unsere Schulhundregeln an der Wand hängen, aber manchmal fällt es ihnen echt schwer, sich daran zu halten. Ich halte das ja ganz gut aus, aber meine Schwester Lilly hat dann echt keine Lust mehr und will zu unserem Menschen auf den Arm (So ein Baby!) oder auf die Decke. Und dann schauen die Kinder immer ganz verdutzt. Aber auf die Art haben sie über die letzten Monate schon ganz viel gelernt, unsere neuen Kinder, und so allmählich wird es auch.

 

Unser Mensch hat sich aber auch für die Wuselkinder etwas überlegt: Wir können nämlich jetzt ein paar neue Tricks, die wir im letzten Urlaub gelernt haben. Zum Beispiel haben wir seit diesem Schuljahr ganz viele kleine Gummientchen (bestimmt mehr als 27). Die bekommen auf den dicken Entenbauch eine Zahl, und wenn wir dann eine Ente mit der Zahl bringen, müssen die Kinder, die die Zahl haben, etwas machen. Das ist vielleichtlilly und Lunka lustig! Ich habe nur immer ein Entscheidungsproblem. Wenn ich nämlich gerade ordnungsgemäß eine Ente zu unserem Menschen bringen will und auf dem Weg dahin an einer anderen vorbeikomme, wird es immer schwierig. Woher soll ich denn wissen, welche ich nun bringen soll? Einmal habe ich es fast geschafft, zwei Entenköpfe gleichzeitig zu nehmen, aber dann ging es doch nicht. Also muss ich mich immer entscheiden, und die Kinder finden das furchtbar spannend. Meine Schwester Lilly, die es mit den Regeln ja nicht so streng nimmt, sammelt einstweilen meistens die ganzen anderen Enten auf unserer Schulhunddecke, was die Kinder immer zum Quieken komisch finden. Zugegeben, es sieht schon immer witzig aus, wenn sie inmitten der ganzen bunten Enten sitzt und stolz mit dem Schwanz wedelt. Aber so gehört das eben nicht!

 

Ein paar Kindern dürfen wir in den Pausen auch immer neue Tricks beibringen. Wisst ihr noch, wie die Kinder vom letzten Jahr von uns „High Five!“ gelernt haben? Dieses Jahr bringen wir ihnen etwas Neues bei. Der Trick heißt „Pretty!“. Die Kinder müssen ein Leckerli genau über unseren Kopf halten und wir machen dann Männchen und schlecken ganz arg die Finger ab. Unser Mensch sagt immer, wir sollen nicht so schlecken, das gehört nämlich nicht zum Trick. Aber uns macht das nichts, und den Kindern wohl auch nicht. Ich habe ja auch einen neuen Lieblingstrick: Die Kinder müssen sich an die Wand setzen und ich springe über die Beine. Auf die Art schaffe ich mühelos drei Kinder, wenn sie nah beieinander sitzen! Wahrscheinlich würde ich auch vier schaffen, aber unser Mensch verbietet das, weil der Boden ein bisschen rutschig ist. Meine Schwester Lilly ist da schon fauler. Die checkt, während ich sportlich unterwegs bin, immer die Pausenbrotlage. Aber da sie davon immer vollkommen frustriert wiederkommt, ist ihr Raubzug anscheinend nie erfolgreich. Die Kinder dürfen ihr Pausenbrot nämlich nicht mit uns teilen. Nur wenn unser Mensch das erlaubt, was eigentlich nie vorkommt. Letztes Jahr hatten wir in einer Pause einmal viel Spaß mit Brause. Die Kinder hatten so lustiges Prickelpulver dabei, und als wir mal wieder die Finger geputzt hatten, war das auf einmal ein furchtbar lustiges Gefühl auf der Zunge. Wir wollten natürlich sofort mehr, und ein klitzekleines bisschen Pulver durften wir auch noch haben. Das war vielleicht ein Spaß! Schulhundpausen sind toll. Vor Weihnachten, also wenn das Christkindl den braven Hunden Geschenke bringt, war sogar eine Journalistin da und hat über uns einen Artikel geschrieben! Das war schon toll! Unser Mensch hat ganz oft gesagt, dass es sehr wichtig ist zu schreiben, dass wir aus dem Tierschutz kommen, damit die Leute lesen, was aus „Second-Hand-Hunden“ alles werden kann. Das finden wir auch gut!

 

Dieses Jahr warten aber noch zwei große Aufgaben auf uns: Wir müssen beim Tag der offenen Tür im April eine Zirkusshow wie an unserer alten Schule machen. Aber das machen wir mit links, kein Problem. Spannender ist, dass unser Mensch sich einen kleinen Traum erfüllen durfte und seit diesem Schuljahr eine Theatergruppe an der Schule leiten darf. Das Spannende dabei ist, dass die Kinder dort alle eine andere Sprache sprechen und unser Mensch auf einmal auch. Englisch heißt das. Für uns ist das immer ein klein wenig ermüdend, denn wir haben ja schon den ganzen Schulhundvormittag hinter uns. Aber wenn es uns zu viel wird, kringeln wir uns einfach auf einem Stuhl zusammen und schauen zu. Das wirklich Tolle an dieser Theatergeschichte ist, dass wir beide auch mitspielen! Unsere Rollen sind sehr wichtig, denn wir spielen Hänsel und Gretel, die von einer Fee in Hunde verzaubert wurden! Und eine kleine Hexe muss uns dann in Kürbisse verzaubern. Oder ein anderes Gemüse, das wissen wir noch nicht. Falls ihr jetzt verwirrt seid, macht das nichts, denn wir verstehen auch nicht alles von der Handlung. Auf alle Fälle können wir unseren Text schon ganz gut: Wir müssen nämlich in dem Korb von Rotkäppchen nach Keksen suchen, bis wir verscheucht werden. Natürlich nicht in echt verscheucht, denn wir sind ja schließlich wichtig. Das ist eben die ganz große Schauspielkunst! Gut, bei der letzten Probe habe ich anfangs etwas geschludert, denn wir hatten unsere Wasserschüssel als Korbattrappe verwendet. Als keine Leckerlis mehr drin waren, musste ich nur kurz überlegen und der Fall war klar: Ich brachte mit meinem allerliebsten Gesichtsausdruck unserem Menschen die Schüssel zum Nachfüllen. Woher soll hund denn wissen, dass das nicht mein Text war… Alle fanden das furchtbar lustig und die Kinder, die Bäume spielen sollten, knickten alle um. Das sind ganz schön wackelige Bäume. Ich würde da lieber nicht dranpinkeln. Fest steht, dass wir große Schauspielerinnen sind, meine Schwester und ich, und ich bin mal sehr gespannt, ob die Kinder ihren Text auch so gut können wie wir. Vielleicht kriegen sie dann ja auch Kekse.

 

Ein dramatisches Nuff an euch alle!

 

 

Gretel (alias Lunka) und Hänsel (alias Lilly)

 

Autor:

Lunka und Lilly sind zwei kleine Mischlingshunde aus dem Tierheim Kezmarok am Fuße der Hohen Tatra in der nordöstlichen Slowakei. Sie kamen als einjährige Junghunde im Sommer 2008 nach Deutschland. Ihr Zustand war wie bei vielen Hunden aus dem Ausland nicht gut, obwohl es noch deutlich schlimmere Fälle gibt. Sie waren sehr mager und verängstigt. Gerade deshalb ist es immer wieder erstaunlich, wie sehr sich die beiden gemacht haben. Aus ihrem „ersten Leben“ weiß man nicht viel. Sie kamen wohl als Welpen noch an die Kette und fristeten so ihr erstes Lebensjahr. Als sie dann mit einem Jahr noch nicht furchteinflößend genug waren, wollte man sie wohl beseitigen. Genaues weiß man nicht, aber nachdem Plastiktüten und raschelnde Folien immer noch ein großes Problem sind, kann man sich wohl seinen Reim darauf machen. Allerdings werden Tüten, die möglicherweise Leckerlis enthalten, mittlerweile eher freudig begrüßt. Große Angst haben sie immer noch vor Männern mit Stöcken bzw. Angeln, vor sehr dominant auftretenden Menschen und Hunden sowie vor kleinen Kindern. Umso beachtlicher ist es, wie mutig sie schon geworden sind. Unseren kleinen Ausflug in die Welt der Schule haben sie sehr genossen; ebenso besuchen wir mittlerweile mit großer Begeisterung jeden zweiten Samstag ein Alten- und Pflegeheim für Demenzkranke. Es ist sehr anrührend zu beobachten, wie sehr sie auf die kranken Menschen eingehen. Interessanterweise lassen sie sich von diesen auch alles gefallen. Selbst wenn jemand etwas gröber ist, verzeihen sie das sofort und gehen auch sofort wieder zu demjenigen hin. Bei gesunden Menschen würden sie das nicht tun. Selbstverständlich gilt hier wie auch in allen anderen Bereichen, die wir uns nach und nach erobern: Sobald die beiden zeigen, dass sie sich unwohl fühlen, wird die möglicherweise stressbesetzte Situation unterbrochen. Auf diese Weise trauen sie sich nun immer mehr zu und so werden sie auch zu einem schönen Beispiel, was aus den ominösen „Tierschutzhunden aus dem Ausland“ alles werden kann. Das Tierheim Kezmarok ist in der sehr armen Region, in der es liegt, zumeist die einzige Chance für viele Hunde und Katzen. Selbstverständlich darf man sich dieses Asyl nicht vorstellen wie eines unserer deutschen Tierheime. Es gibt nicht auf dem ganzen Gelände Strom, und um eine Wasserleitung kämpfen wir seit Jahren. Seit letztem Sommer existiert immerhin ein Auslauf, denn bis dahin fristeten die Hunde den Großteil ihres Lebens im Zwinger. Es gibt keine nennenswerten Innenanlagen, d. h. wenn es im Winter bitterkalt wird (letzten Winter wochenlang um die -20 Grad!), wird das Überleben vor allem für kleinere und kurzhaarige Hunde schwierig. Die Katzen bewegen sich frei im Umland und kommen zum Füttern. Trotz dieser Zustände ist das Tierheim Kezmarok eine Lebensaufgabe für Idealisten, denn im Gegensatz zu den bekannten staatlichen Tierheimen wird dort immerhin kein Tier getötet, und die dortigen Mitarbeiter kümmern sich mit größtmöglicher Liebe und Zuwendung um die Tiere. Im Sommer 2011 wurde das Tierheim vom nahe gelegenen Gebirgsbach überschwemmt und zum großen Teil zerstört. Nur durch die beeindruckende Hilfe der dortigen Bevölkerung und den spontanen Einsatz deutscher Tierschutzvereine und durch viele Spenden aus Deutschland konnte es wieder aufgebaut werden. Die Tierhilfe Hohe Tatra Kezmarok e.V. ist ein sehr junger Verein, der sich der Unterstützung des Tierheims in Kezmarok verschrieben hat. Neben der Vermittlung von Hunden und Katzen ist ein Hauptziel, das Tierheim durch Spenden und tatkräftige Hilfe zu unterstützen. So wurde der Verein zu einer wichtigen Stütze für Tier und Mensch.

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