Veröffentlicht in Kleine Hunde ganz groß

Kleine Hunde ganz groß, Teil 14: Die Dackel

Hallo, liebe Hundekumpels und Hundemenschen! Jetzt haben wir die Dackel schon so häufig erwähnt, dass wir ihnen endlich eine ganze Folge widmen wollen. Wobei von „wir“ keine Rede sein kann. Meine Schwester Lunka hält sich hier sehr zurück und hat mir den Computer sogar ganz freiwillig überlassen. Sie sitzt vor dem Aquarium und starrt die Fische an. Ich weiß ja nicht. Also, die Dackel. Hierbei handelt es sich um zwei Rauhaardackelmädchen namens „Gundel“ und „Fankerl“. Allein schon an den Namen erkennt ihr: Wir leben in Bayern! Ein „Fankerl“ ist nämlich ein mehr oder weniger ein lustiges, albernes Wesen. Strenggenommen bin ich also auch eins, schließlich verfüge ich über eine Menge Humor!

Die Dackel haben ein Tageszuhause und ein Wochenend- und Nachtzuhause, und das Tageszuhause ist bei uns ums Eck, sodass wir ab und zu gemeinsam Gassi gehen. Liebe Hundekumpels, habt ihr Dackel in eurem Bekanntenkreis? Dann wisst ihr ja, wie das Ganze abläuft. Der Dackel an sich ist eher selbstständig, heißt es. Und der Rauhaardackel ist dabei sogar noch der dackeligste unter den Dackeln. Das äußert sich dann so, dass eines der Dackelmädels gern mal im Unterholz verschwindet und nachschaut, ob es da etwas Interessantes gibt. Die Menschen haben da ja immer die schlaue Idee, sich zu verstecken, wenn der Hund nicht kommt. Kennt ihr das? Unser Mensch hat das auch schon einmal gemacht, und ich muss gestehen, mir wurde himmelangst und ich bin dann ganz lang nicht mehr weit weggelaufen. Der Dackel an sich hat damit jedoch keinerlei Problem, denn er findet immer wieder problemlos nach Hause zurück und das weiß er auch. Vielleicht liegt es daran, dass die Nase so nahe am Boden ist, oder vielleicht ist sie wirklich besser als meine, oder vielleicht sind die Dackel einfach deutlich cooler als ich; auf alle Fälle ist bisher noch keines der Dackelmädels auf die Idee gekommen, den eigenen Menschen zu suchen. Meine Schwester Lunka hyperventiliert ja allein schon bei dem Gedanken an ein derartiges Benehmen; ich persönlich finde es durchaus inspirierend.

Beachtlich finde ich vor allem den Mut der beiden Kleinen. Sie dürfen mit ihrem Menschenmännchen auf die Jagd gehen, und da legen sie sich angeblich mit allen möglichen anderen Tieren an und sind auch ganz allein im Wald unterwegs, wenn es ihnen ihr Mensch sagt. Das würde ich mich nicht trauen. Ich jage nur Mäuse und Vögel und Schmetterlinge. Einmal waren wir mit unserem Menschenweibchen im Wald, und da waren echt viele andere Tiere. Die hatten ihre Wohnungen manchmal direkt am Weg! Ich hab mich da immer angepirscht und hineingelinst, soweit ich mich getraut hab. Dann bin ich schnell zu unserem Menschen gelaufen, damit wir da gemeinsam reinschauen. Manchmal haben wir das auch so ein bisschen gemacht, aber mit gebührendem Sicherheitsabstand. Das war so aufregend! Und wenn ich mir dann vorstelle, dass diese klitzekleinen Dackel da reingehen würden und das heraustreiben würden, was da drin wohnt, schlottere ich schon ein klein wenig.

Mutig ist beim Gassigehen vor allem die kleine Gundel. Die schaut so ein bisschen aus wie ein Seeotter mit ihrem lustigen Fell. So einen habe ich im Zoo einmal gesehen. Aber die Gundel mag nicht schwimmen, nur planschen. Ich würde es ja nie zugeben, aber ich bin manchmal wirklich dankbar, dass die Dackel mit uns spazieren gehen. Wir haben euch doch einmal erzählt, wie wir beim Spazierengehen von drei fremden Hunden angegriffen wurden, von denen ich dann auch noch gejagt wurde. Das war ganz furchtbar schlimm, und ich wollte da gar nicht mehr langgehen. Ich hatte solche Angst. Immer wenn wir den Weg einschlugen, legte ich die Ohren an und trabte davon. Keine Chance. Damals half uns Oskar, aber auch die Dackel waren sehr hilfreich. Anfangs traute ich mich da nur noch mit den Dackeln entlangzugehen, denn die fürchten wirklich weder Tod noch Teufel. Sobald die kleine Gundel einen fremden Hund sieht, stellt sie ihre kleine Zahnbürste auf dem Rücken auf und macht eine Ansage, die auch ein Rottweiler versteht. Ich glaube ja, die hat ein paar Zähne mehr als andere Hunde, weil wirklich jeder andere Hund kapiert, dass mit ihr nicht zu spaßen ist. Praktischerweise findet sie uns toll, sodass wir nichts zu fürchten haben. Die Menschen finden das gar nicht lustig, wenn sie sich so aufführt, und schimpfen dann immer, und wenn meine Schwester und ich mitmachen, kriegen wir richtig Ärger. Aber ganz ehrlich, ich bin echt dankbar für die Kleine. Das dürft ihr aber auf keinen Fall weitersagen, denn eigentlich würdigen wir die Dackel immer keines Blickes. Sonst rüpeln sie uns am Ende doch noch an.

Die Kurzbeiner haben aber auch noch eine äußerst witzige Seite. Als wir sie kennenlernten, waren sie noch ganz jung und wir waren so etwas wie ihre großen Schwestern. Meine Schwester Lunka fand die beiden von Anfang an nicht so prickelnd, schließlich sind sie ziemliche Rüpel. Und wie jeder Hund weiß, muss man solche Jungspunde erst einmal ignorieren, sonst bilden sie sich noch etwas ein. Also gingen wir unserer Wege, spielten unsere Spiele und beachteten die Dackel nicht weiter. Als die Menschen dann aber immer mehr lachten, mussten wir doch herausfinden, was vorging. Meine Schwester und ich haben ganz ausgefeilte Spiele mit akrobatischen Tricks und allerhand Einzigartigkeiten, die sonst kein Hunde versteht. Für uns ist das aber ganz normal. Die Dackel saßen anfangs immer da und beobachteten uns bei unseren Spielen, und dann stellten sie sie möglichst detailgetreu nach. Da mussten wir auch lachen. Es begann damit, dass ein Dackel mit der Schnute voll Gras dasaß, weil sie versuchten, sich gegenseitig in die kurzen Beine zu zwicken. Dann versuchten sie sich gegenseitig am Schwanz zu packen, was aber auch nicht ging bei den rutschigen Dackelschwänzen. Und unsere ganzen Tricks kriegen sie sowieso nicht hin mit ihrem merkwürdigen Körperbau. Lustig aussehen tut’s aber allemal.

So ist das mit den Dackeln. Auch wenn sie uns manchmal ganz schön nerven, bin ich doch ganz froh, dass wir sie haben. Schließlich beschützen sie uns und bringen uns allerhand Mut und Quatsch bei. Und für Quatsch bin ich ja immer zu haben!

Ein dackeliges Nuff an euch alle!

Lilly und Lunka

Autor:

Lunka und Lilly sind zwei kleine Mischlingshunde aus dem Tierheim Kezmarok am Fuße der Hohen Tatra in der nordöstlichen Slowakei. Sie kamen als einjährige Junghunde im Sommer 2008 nach Deutschland. Ihr Zustand war wie bei vielen Hunden aus dem Ausland nicht gut, obwohl es noch deutlich schlimmere Fälle gibt. Sie waren sehr mager und verängstigt. Gerade deshalb ist es immer wieder erstaunlich, wie sehr sich die beiden gemacht haben. Aus ihrem „ersten Leben“ weiß man nicht viel. Sie kamen wohl als Welpen noch an die Kette und fristeten so ihr erstes Lebensjahr. Als sie dann mit einem Jahr noch nicht furchteinflößend genug waren, wollte man sie wohl beseitigen. Genaues weiß man nicht, aber nachdem Plastiktüten und raschelnde Folien immer noch ein großes Problem sind, kann man sich wohl seinen Reim darauf machen. Allerdings werden Tüten, die möglicherweise Leckerlis enthalten, mittlerweile eher freudig begrüßt. Große Angst haben sie immer noch vor Männern mit Stöcken bzw. Angeln, vor sehr dominant auftretenden Menschen und Hunden sowie vor kleinen Kindern. Umso beachtlicher ist es, wie mutig sie schon geworden sind. Unseren kleinen Ausflug in die Welt der Schule haben sie sehr genossen; ebenso besuchen wir mittlerweile mit großer Begeisterung jeden zweiten Samstag ein Alten- und Pflegeheim für Demenzkranke. Es ist sehr anrührend zu beobachten, wie sehr sie auf die kranken Menschen eingehen. Interessanterweise lassen sie sich von diesen auch alles gefallen. Selbst wenn jemand etwas gröber ist, verzeihen sie das sofort und gehen auch sofort wieder zu demjenigen hin. Bei gesunden Menschen würden sie das nicht tun. Selbstverständlich gilt hier wie auch in allen anderen Bereichen, die wir uns nach und nach erobern: Sobald die beiden zeigen, dass sie sich unwohl fühlen, wird die möglicherweise stressbesetzte Situation unterbrochen. Auf diese Weise trauen sie sich nun immer mehr zu und so werden sie auch zu einem schönen Beispiel, was aus den ominösen „Tierschutzhunden aus dem Ausland“ alles werden kann. Das Tierheim Kezmarok ist in der sehr armen Region, in der es liegt, zumeist die einzige Chance für viele Hunde und Katzen. Selbstverständlich darf man sich dieses Asyl nicht vorstellen wie eines unserer deutschen Tierheime. Es gibt nicht auf dem ganzen Gelände Strom, und um eine Wasserleitung kämpfen wir seit Jahren. Seit letztem Sommer existiert immerhin ein Auslauf, denn bis dahin fristeten die Hunde den Großteil ihres Lebens im Zwinger. Es gibt keine nennenswerten Innenanlagen, d. h. wenn es im Winter bitterkalt wird (letzten Winter wochenlang um die -20 Grad!), wird das Überleben vor allem für kleinere und kurzhaarige Hunde schwierig. Die Katzen bewegen sich frei im Umland und kommen zum Füttern. Trotz dieser Zustände ist das Tierheim Kezmarok eine Lebensaufgabe für Idealisten, denn im Gegensatz zu den bekannten staatlichen Tierheimen wird dort immerhin kein Tier getötet, und die dortigen Mitarbeiter kümmern sich mit größtmöglicher Liebe und Zuwendung um die Tiere. Im Sommer 2011 wurde das Tierheim vom nahe gelegenen Gebirgsbach überschwemmt und zum großen Teil zerstört. Nur durch die beeindruckende Hilfe der dortigen Bevölkerung und den spontanen Einsatz deutscher Tierschutzvereine und durch viele Spenden aus Deutschland konnte es wieder aufgebaut werden. Die Tierhilfe Hohe Tatra Kezmarok e.V. ist ein sehr junger Verein, der sich der Unterstützung des Tierheims in Kezmarok verschrieben hat. Neben der Vermittlung von Hunden und Katzen ist ein Hauptziel, das Tierheim durch Spenden und tatkräftige Hilfe zu unterstützen. So wurde der Verein zu einer wichtigen Stütze für Tier und Mensch.

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